Heute vor einem Jahr war der schwerste Tag in unserem gemeinsamen Leben. Nicht zu vergleichen mit dem Tag des Unfalls. Hier war es anders, alles und nichts war möglich.

Als ich Stefan morgens das erste Mal versorgte, spürte ich schon eine seltsame Stimmung. Er schlief nicht gleich wieder ein, sondern schaute mich im Dämmerlicht an. Ich fragte gleich, ob ihn etwas beunruhigte, und er stimmte mit einem Nicken zu. Er wollte noch einmal den Hustenassistenten nutzen und auch ein Schmerzmittel. Ich fragte ihn, ob er bequem liege und ich mit der Zisa spazieren gehen könnte. Ich ging also eine kurze Runde um schnell wieder zu Hause zu sein. Die Kinder schliefen noch alle. 

Allmählich stieg seine Atemfrequenz unter fallender Sauerstoffsättigung. Er schaute mich so eindringlich an und ich fragte, ob er Angst hätte. Und die hatte er, stimmte mit einem Nicken zu. 

Dann musste ich schnell einen klaren Kopf kriegen, um gut für ihn zu handeln. Nach Absprache gab ich ihm noch etwas Nahrung, um auch Magenschutz und ein weiteres Schmerzmittel geben zu können. Der Sauerstoff war schon ziemlich hoch eingestellt und als dennoch die Sättigung nicht besser wurde, fragte ich, ob ich den notdiensthabenden Arzt kontaktieren sollte und auch, ob ich den Rettungswagen rufen sollte. Er verneinte beides. Ich hatte mich wieder zu ihm gelegt, ihn gehalten. Das Schlimmste war, immer aussprechen zu müssen, was er denken könnte. Ich fragte ihn also, ob er das Gefühl hat, dass er stirbt……

Er stimmte mit einem Nicken zu. Ich hatte ihm schon vor vielen Jahren versprochen, dass er zu Hause sterben darf. Und wir hatten schon öfter die Situation, dass die Ärzte ihn als austherapiert entließen. 

Ganz schnell waren alle Kinder da und machten noch irgendwas mit den Bayern an. Suchten den elektrischen Fußwärmer und legten ihn an. Stefan und ich beruhigten uns. Mit unserer letzten Therapiemaßnahme war er ganz ruhig und ging leise von uns.


Heute durchlebe ich all diese Gefühle und es kommt mir so vor, als sei er gestern noch da gewesen. 

Stefan hat mir so viel gegeben, auch in der Zeit nach seinem Unfall. Obwohl ich ihn vor allem beschützte, fühlte auch ich mich beschützt.

Jetzt fühle ich mich schutzlos 😢😩😭

Und da ich ihn liebevoll im Herzen trage und er meine Seele berührt hat, kann er niemals vergessen werden oder verloren gehen.

Diese Mainacht habe ich mich mit Mama-Taxi abgelenkt. Jetzt hoffe ich, noch ein bisschen schlafen zu können.


Dieses Gedicht schrieb in 2013 Bundy | Schmetterlingspoesie für mich:

❤️❤️❤️

Nicht fort

Die Ärzte sagen, ich sei fort, doch sie irren sich.

Ich hör’ noch immer jedes Wort, ich spüre und ich fühle mich, doch es gibt kein Hier und Dort, für mich ist alles ewiglich verbunden hier an diesem Ort, der nie aus meinem Herzen wich.

Die Ärzte sagen, ich sei fort, doch ich lebe, liebe dich, und danke dir für jedes Wort.

❤️❤️❤️

Jetzt möchte ich es umschreiben:

❤️‍🩹❤️‍🩹❤️‍🩹

Jetzt fort

Die Ärzte sagten, ich sei fort, doch sie irrten sich.

Ich hörte noch immer jedes Wort, ich spürte und ich fühlte mich, doch es gab kein Hier und Dort, für mich war alles ewiglich verbunden hier an diesem Ort, der nie aus meinem Herzen wich.

Die Ärzte sagten, ich sei fort, doch ich lebte, liebte dich, und danke dir für jedes Wort.

❤️‍🩹❤️‍🩹❤️‍🩹

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One response

  1. Liebe Heike,
    mein tiefes Mitgefühl! Eure Geschichte und dein Leben für Stefan zeigt mir das es wahre Liebe gibt! Du bist so stark! Ich hoffe du hast jemanden der dich nun genauso aufbaut und für dich da ist. Ich bin tief bewegt von soviel Menschlichkeit. Ich wünsche dir und deinen Söhnen alles Liebe und Gute.

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