Es ist jetzt fast auf den Tag genau vier Monate her, dass Stefan gestorben ist. 

Ich kann mit leidvoller Gewissheit sagen:

TRAUER ist harte Arbeit
Die Tage vergehen
Dinge werden nicht erledigt
Termine werden verpasst
Die Energie ist verbraucht

Erschreckend zu empfinden die Antriebslosigkeit, welche ich nicht kannte. Ich erkenne mich nicht mehr. So viele Jahre habe ich funktioniert wie das kleine Zahnrädchen, unbemerkt, ungesehen. Und nun fühle ich mich wie rausgefallen, im freien Fall. Keine Ahnung, wo mein Platz ist, um wieder Einfluss zu nehmen auf das Geschehen. Und vor allen Dingen: Welches Geschehen?
Da steht man nun mit seiner Trauer, das soziale Umfeld weg und hat keinerlei finanzielle Absicherung. 

Ich bekomme den lieb gemeinten Tipp einer Freundin, doch eine Trauerkur zu beantragen. Eine wundervolle Idee, sich im Rahmen anderer trauernden Angehörigen einen alltagstauglichen Tages-Nacht Rhythmus zu erarbeiten.

Eine Motivation ist geboren und wird mit Antragstellung umgesetzt.

Dann endlich ist es soweit, und ich kann Stefans Urne am Krematorium in Empfang nehmen, um innerhalb der holländischen Landesgrenze eine Seebestattung durchzuführen. Begleitet durch eine treue Seele. An einem wunderschönen, sonnigen Tag konnten wir somit Stefans Wunsch gerecht werden, nicht Erdbestattet zu werden. 

Ein kleiner Teil darf in den privaten Besitz zum persönlichen Verbleib übergehen. Nun fühle ich ich ihn wieder nah. 


Wir verabschieden Stefan an einem wettertechnisch herausfordernden ‚Sommer’-Tag in einem Zusammentreffen der engsten Freunde, Therapeuten und Assistenten bei uns im Garten. Wir nennen es Happening, und das ist es auch. Es ist ein leichtes, lockeres und fröhliches Aufeinandertreffen. Bei der Vorbereitung und Durchführung haben alle mitgeholfen. Ich danke euch von Herzen. Es hat mir so gut getan, liebe Menschen um mich herum zu fühlen.

Mein Antrag auf Trauer-Kur wird leider abgelehnt. Das ist der Moment, wo ich wieder in ein tiefes Loch falle. Ungesehen von diesem Staat, den Behörden, die mich ja nie bemerkt haben. Schließlich war ich nicht die, die zu Arzttermin gelaufen ist. Obwohl ich mich schlecht und krank fühlte. War auch der Blutzucker zu hoch, der Blutdruck zu niedrig oder die Schmerzen zu groß, es gibt einfach keine Dokumentation von mir zehn Jahre lang. Sie werden wohl gedacht haben „sie hat ja immer funktioniert, dann wird das jetzt auch wieder“.

Ich schaffe es raus meinem Loch, um in Kampfstellung zu gehen, das hab ich doch schließlich die letzten zehn Jahre für Stefan auch geschafft. Also in die psychiatrische Institutsambulanz, um die Grundlage für einen aussagekräftigen Widerspruch anzugehen. Es wird geschlagene zehn Wochen dauern, bis ich Post erhalte auf meinen Widerspruch.

Unseren schon im Frühjahr geplanten Urlaub mit Unterstützung durch Marion (Assistenzkraft) setzen wir trotzdem um. Wir fahren an die Orte, die uns und ganz besonders Stefan wichtig waren. Es ist schwer aber gut, nicht alleine zu sein.

Ich weine nicht mehr täglich.

Ich fühle mich umgeben von dir, weil alles noch genauso angeordnet ist wie am 1. Mai 2023.

Manchmal
da weine ich heimlich um dich
und wenn ich die Kraft habe
auch um mich

Er fehlt mir so sehr…..


Du hast uns in unserer schönen und schwierigen Zeit begleitet, unterstützt oder gar besucht. 

Und der Entschluss steht nun fest, dass wir diese Seite www.einlebenfuerstefan aktiv halten wollen für Menschen, die in ähnlichen Situationen leben.

Ich möchte euch teilhaben lassen, wie schwierig es ist für pflegende Angehörige, wieder Fuß zu fassen. 

Ich möchte Ansprechpartnerin sein für diejenigen, die hilfesuchend sind

Die Vorplanung ist bereits gestartet, ich habe eine sehr klare Vorstellung davon, wie ich mich einbringen und gleichzeitig auch davon leben kann.
Mehr dazu nach meiner Trauerkur, die hoffentlich bald startet.


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One response

  1. Hey ihr Lieben
    Ihr seid eine soooo tolle Familie , ihr könnt stolz sein das ihr euch habt …
    An Heike , du bist eine so wundervolle Frau … ihr bewundere dich und Stefan war bestimmt der glücklichste Mann der Welt … ich wünsche euch alles alles gute ….

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